Praxistest am Gardasee
In der letzten goldenen Oktoberwoche habe ich den „Top Gun“ des tschechischen Kletterschuhherstellers Rock Pillars einem umfangreichen Praxistest unterzogen. Im bekannten Klettergebiet Arco am Gardasee ging's zur Sache: 60 Seillängen in sechs Tagen waren zu absolvieren. Wichtig war mir vor allen Dingen, herauszufinden, ob der „Top Gun“ in langen Routen taugt. Für jeden Kletterschuhhersteller ist das ein Spagat zwischen der Exaktheit eines High-end Kletterschuhs und der notwendigen Bequemlichkeit für stundenlanges Tragen.
Die Tatsache, dass der Top Gun in Kooperation mit den Spitzenkletterern Tomas Mrazek und Salavat Rakhmetov entwickelt wurde, ließ mich hoffen, auch wenn „Underground“ in Massone nicht unbedingt auf meiner Liste stand.
Eine etwas steifere Gesamtkonstruktion
Warmklettern im Sektor Nago am ersten Tag. Überwiegend leichte Routen, dafür aber viele. Erste Erkenntnis: der „Top Gun“ steht wie eine Eins. Antreten auf kleinsten Leisten macht richtig Spass. Die 4mm Vibramsohle ist von gewohnt hervorragender Bissigkeit. An- und Ausziehen geht flott dank der zwei Anziehlaschen und den Velcroverschlüssen. Einzig die Steifigkeit der Gesamtkonstruktion läßt im Vergleich zu anderen Schuhen etwas an Sensibilität vermissen.
Klettern in Mehrseillängen Routen
Aber wir wollen mehr. Es geht zum Monte Casale und hier zur Route L’impero di Senza: zwölf Seillängen zwischen 6a und 7a.Gute sechs Stunden werden wir unterwegs sein. Bereits in der ersten Seillänge, einer 30 m langen und steilen Wandkletterei im Grad 7a, darf der “Top Gun” Farbe bekennen. Und das tut er. Er steht exakt und seine etwas robustere Konstruktion unterstützt die Beinarbeit deutlich. Die Gummikappen im Zehenbereich erleichtern Toehooks ganz wesentlich und immer habe ich das Gefühl sicher zu stehen.
Rissklemmer leicht gemacht
Im weiteren Verlauf sind Risssysteme zu überwinden. Hier zeigt der „Top Gun“ seine vielleicht bedeutendste Stärke: durch die steifere Gesamtkonstruktion bleiben meine Füsse tatsächlich schmerzfrei, wenn ich sie im Riss verklemme. Es ist – ganz anders als mit weichen Schuhen – ein Vergnügen, Rissklemmer anzusetzen und mal nicht auf die Zähne beißen zu müssen.
Das hat ja gar nicht weh getan
Na gut, dafür zeigt er leichte Schwächen in den letzten Seillängen der Headwall. Hier geht es oft um Reibungsantritte und ein wenig vermisse ich jetzt die Sensibiltät eines weichen Schuhs. Aber hier geht es um einen Kompromiss und den muss man unbedingt als völlig gelungen bezeichnen.Am Nachmittag sitzen wir glücklich am Ausstieg der L'impero di Senza und jetzt fällt mir auf, dass ich den „Top Gun“ nur ein einziges Mal, nämlich nach der 7. SL kurz ausgezogen habe. Damit hat er ganz klar bewiesen, dass eine gute Performance nicht unbedingt mit einem Verlust an Komfort einhergehen muss.
Fazit:
Der “Top Gun” ist ein sauber verarbeiteter Schuh. Hooken ist ein echtes Vergnügen. Seine Performanceist überdurchschnittllich, seine wahre Stärke jedoch spielt er tatsächlich in langen Klettereien aus.
Vorsicht bei der Auswahl der Grösse: der “Top Gun” fällt extrem klein aus.
Fangen wir doch gleich mit den nicht so gelungenen Eigenschaften an. Die Optik dieses von Edelrid als Halbautomat auf den Markt gebrachten Sicherungsgerätes verhindert gewiss spontane Freundschaften. Es sieht schon etwas schrullig aus, eher wie ein vorsintflutliches Insekt. A b e r kommen wir doch lieber zum Wesentlichen. Nach einem mehrtägigen Praxistest hat uns der Zap-o-mat überzeugt: er ist gut, vielleicht sogar sehr gut. Warum ?
Der Zap-o-mat ist ein Tuber.
Das Gerät baut auf dem Stichtplattenprinzip auf, das durch viele Formen moderner Tuber-Sicherungsgeräte bereits bekannt ist. Dadurch ist die Handhabung schnell und leicht zu erlernen. Zweifellos ist dies im Interesse von Kletterneulingen. Außerdem gibt es auch dann noch eine gewisse Dosis an Bremskraft, wenn das Seil falsch herum eingelegt ist und wieder einmal kein Partnercheck stattgefunden hat. Dieser sollte aber nie unterlassen werden.
Die Handhabung ist unkompliziert.
Durch die verstellbare Feder läßt sich das Handling noch einmal verbessern. Dies wird man vor allem für das schnelle Seilausgeben beim Vorstiegsklettern schätzen, aber auch der Gebrauch älterer und pelziger Seile wird mit gedrückter Feder leichter und flüssiger. Die recht enge Öse, durch die das Gerät mittels Karabiner am Gurt befestigt wird, lässt keine gefährliche Querbelastung desselben zu. Es läßt sich auch nicht über den Verschluss schieben. Sehr lobenswert.
Dies alles sind gute Gründe, sich einen Zap-o-maten zuzulegen. Zum Sichern in der Halle, aber auch im Klettergarten eine gute Wahl. Das anfangs etwas unsichere Handling rührt vom Seilverlauf her. Beim Ablassen rutscht das Seil nämlich gerne aus der eigentlich als Führung gedachten Mulde. Die könnte etwas zwingender sein. Das alles ist vielleicht ein wenig gewöhnungsbedürftig, auf keinen Fall aber kompliziert.
Einsatzbereich Kletterhalle und Klettergarten.
So sinnvoll der Zap-o-mat für Kletterhalle und Klettergarten ist, so überflüssig ist er im alpinen Bereich und in den meisten Mehrseillängenrouten. Doppenseilgebrauch ist nicht möglich und das Zusatzgewicht ist schlicht unnötig.
Fazit:
Mit dem Zap-o-mat von Edelrid steht ein weiterer Halbautomat bei den
Sicherungsgeräten zur Verfügung, dessen Handhabung schnell erlernt ist und der seine Stärken vor allem beim Gebrauch älterer oder dickerer Seile ausspielen kann. Aus diesem Grund vor allem das optimale Hallengerät auch und gerade für Anfänger. Mit einem Verkaufspreis von knapp unter 50 € würden wir das Gerät noch als preisgünstig bezeichnen.
Hinweis:
Selbstverständlich ist ein Knoten in das Bremsseil (also hinter dem Gerät) zu machen, falls die Hände - wofür auch immer - einmal vom Seil genommen werden sollen.
Produkttests Archiv